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Als Notkirche aus Trümmern gebaut

70 Jahre Pankratiuskapelle in Gießen

Das Innere der Pankratiuskapelle in Gießen

Die Pankratiuskapelle in der Gießener Innenstadt wird 70 Jahre alt. Die Evangelische Pankratiusgemeinde feiert das zwischen dem 18. und 20. Oktober mit einem Festvortrag, einem Konzert der „Schmachtigallen“ und einem Festgottesdienst.

Die Kirche wurde 1949 aus den Trümmern der am 6. Dezember 1944 zerbombten Stadtkirche nach Plänen des berühmten Architekten Otto Bartning erbaut. In einer Zeit der materiellen Entbehrung nach dem Krieg wurde die am 2. Oktober 1949 eingeweihte Kapelle als „Notkirche“ bezeichnet. Für Dr. Matthias Ludwig vom Marburger Institut für Kirchenbau zeigten sich in dem Nachkriegsbau drei Aspekte, wie er bei einem Vortrag kürzlich in Gießen erläuterte:  So lasse sich in ihr mit etwas Hintergrundwissen ein typischer Sakralbau der Nachkriegszeit sehen, ein Kunstwerk mit philosophischem Anspruch und außerdem eine Mahnung zur Bescheidenheit.

„Mahnung zur Demut“

Konstruiert aus Holzbalken, Trümmersteinen und Stahl seien die 43 in Deutschland errichteten "Notkirchen" von Bartning zugleich als "Zeichen der Not" und "Mahnung zur Demut" gedacht gewesen. "Er wollte einen Aufbruch in der Wüste der Trümmer symbolisieren", erklärte der Experte. Unmittelbar nach Kriegsende konnte der Neustart selbstredend nur bescheiden ausfallen. Der außerhalb kleiner Fachkreise heute fast vergessene Architekt machte aus der Not kurzerhand eine Tugend - und entwickelte so etwas wie eine sakrale Serienproduktion mit Fertigbauteilen.

Die Pankratiuskapelle war Gottesdienstort für zwei Innenstadtgemeinde, die Markus- und die Matthäusgemeinde, die 2004 zur Pankratiusgemeinde fusionierten. Seit langem ist die Kapelle auch ein beliebter Ort für Konzerte und Lesungen. So traten etwa jahrelang im Advent „Die drei Stimmen“ mit ihren Benefizkonzerten für die Behindertenseelsorge vor überfüllten Kirchenbänken auf

Festprogramm

Der Gießener Stadtarchivar Dr. Ludwig Brake wird am 18. 10., 19.30 Uhr einen Vortrag zur Baugeschichte der Kapelle und der Nachkriegs-Innenstadt  halten.

Musikalisch gratuliert das A-Capella-Quartett „Die Schmachtigallen“ mit einem Konzert am Samstagabend, 19.10.. 19.30 Uhr, zu dem der Eintritt frei ist. Allerdings müssen wegen der zu erwarteten großen Nachfrage die Karten dafür vorher im Gemeindebüro, Georg-Schlosser-Straße 7, oder im Kirchenladen geholt werden.

Am Sonntag, 20.10., 10 Uhr predigt der Propst für Oberhessen, Pfarrer Matthias Schmidt, in der Pankratiuskapelle. Anschließend wird zum Empfang eingeladen.

Wikipedia zur Baugeschichte und Architektur der Pankratiuskapelle


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