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Klettern gehört in Heuchelheim zur Konfirmandenarbeit

Klettern gehört in der Martinsgemeinde zum Konfirmanden-Programm

Achterknoten knüpfen lernen, Sicherungsseile an Klettergurten einhängen und die Partnerin beim Fehltritt am Kletterturm vor dem Absturz bewahren. Auch das ist Teil der Konfirmandenzeit in der Evangelischen Martinsgemeinde Heuchelheim-Kinzenbach.

Die 13-14-jährigen Konfis beschreiben, was ihnen daran gefällt: “Es war anstrengender als ich gedacht habe.“ „Es war herausfordernd und auch ein bisschen unheimlich.“ „Mir macht das Sichern mehr Freude, als das Klettern, weil ich da Verantwortung für andere übernehme.“

Ein geschultes Team sorgt für die Sicherheit

Eigentlich ist der 12m hohe Kletterturm mit Top-Rope-Sicherung der Kamin der neuen Martinskirche.  2009 wurde er vom Kirchenvorstand als Kletteranlage ausgebaut. Mehrere Routen aus unterschiedlich farbigen Kletter-Griffen führen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden von leicht bis mittelschwer auf drei Seiten des Turms nach oben. Ein geschultes und zertifiziertes Team, angeleitet vom Gemeindepädagogen Ulrich Berck hilft beim Anlegen des Klettergeschirrs und beaufsichtigt den Auf- und Abstieg, um im Notfall eingreifen zu können.

Verantwortung für andere übernehmen

Pfarrerin Cornelia Weber, von der die Idee für den Kletterturm stammt und die selbst auch klettert, stellt das Klettern an den Beginn des Konfi-Jahres, weil die Gruppe dabei in besonderer Weise zusammenwächst. „Am Turm lernen die Jugendlichen etwas, was man nicht im Stuhlkreis im Gemeindehaus vermitteln kann: Verantwortung für andere übernehmen und selbst spüren, dass Vertrauen tatsächlich trägt.“  Nach anfänglicher Zurückhaltung feuert die Gruppe jede oder jeden beim Klettern an und gibt von unten lautstark Tipps: „Den rechten Fuß auf den grünen Knubbel – und dann hochdrücken! Du schaffst das!“

Der Gemeindepädagoge des Evangelischen Dekanats Gießen, Ulrich Berck, ist von Anfang an dabei. Er kennt Höhenangst und weiß, wie wichtig es für das Selbstvertrauen junger Menschen ist, mit Unterstützung anderer Grenzen zu überwinden. Er sieht noch einen anderen Aspekt: „Es ist gut, wenn die Jugendlichen eine herausfordernde Sportart kennenlernen, in der es nicht um Gewinnen und Verlieren geht, sondern darum, sich gegenseitig zu halten und zu ermutigen.“ Schön wäre es dabei auch, den Jugendlichen zu vermitteln, dass Jeder und Jede mit seinen Stärken und Schwächen in die Gemeinde kommen kann und dort akzeptiert wird, wie er/sie ist.

Von 12 Metern herunterschauen

Höhenangst unterscheidet nicht zwischen Geschlechtern. Und beim Klettern kommt es auf Geschicklichkeit, Beweglichkeit und Vertrauen auf sich selbst und andere an, so dass Jungs und Mädels beim Klettern gleiche Chancen haben. „Die Konfis können sich hier körperlich und mental ausprobieren. Wer von 12 Metern herunterschaut, weiß, dass man mit Unterstützung der anderen über sich hinauswachsen kann“ sagt Pfarrerin Weber.  

Was man aus einem Kamin alles machen kann …

Petra Jung-Kröck, Kirchenvorsteherin der Gemeinde, ist von dem Projekt nach wie vor begeistert und begleitet ebenfalls Konfirmandengruppen am Turm. Sie schafft es in jeder Gruppe, dass es am Ende auch die Schüchternen am Kletterturm versucht haben und dann stolz von dem Erreichten erzählen. Vor dreizehn Jahren gab es im Kirchenvorstand vor Baubeginn durchaus Skeptiker. Einer von ihnen begleitet inzwischen seine Enkel zu den offenen Kletterterminen für alle Interessierten. Den Kletterturm hat der Kirchenvorstand 2009 zusammen mit Ulrich Berck in Eigenarbeit am Kamin der Kirchenheizung angelegt, fachlich und finanziell unterstützt von Bauingenieur, Architektenbüro Schäfer, Heuchelheimer Fachfirmen und der Volksbank Heuchelheim. Andreas Schmidt, der als Sozialarbeiter im Diakonischen Werk Gießen arbeitet, hat als erfahrener Erlebnispädagoge das Projekt begleitet. Er schult auch regelmäßig die Kletterteamer der Kirchengemeinde, des Dekanats oder externer Gruppen, die dort klettern können.

Gemeindepädagoge Berck ist ein bisschen stolz, dass eine Kirchengemeinde es sich leistet, die regelmäßig zu erneuernden Kletterausrüstungen und Seile zu finanzieren, sowie die Sicherungen am Turm immer wieder von einem Prüfingenieur kontrollieren zu lassen. „Mir gefällt es, dass wir als Kirche solche außergewöhnlichen und nicht-kommerziellen Angebote machen, bei denen man sich treffen und neue Menschen und die Gemeinde kennenlernen kann.“

Von April bis September können Kinder, Jugendliche und Erwachsene ohne Vorkenntnisse an einem Samstag im Monat ohne Voranmeldung zum Klettern kommen. Klettergurte, auch speziell für Kinder, werden von der Kirchengemeinde gestellt. Minderjährige brauchen die Einverständniserklärung ihrer Eltern. Die gibt es vor Ort oder auf der Website als PDF-Download
Der nächste Termin ist Samstag, 23. Juli, am Kletterturm der Gemeinde, Kirchstraße 10 in 35452 Heuchelheim


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