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Werkstattkirche für Nachhaltigkeit belohnt

Auch im Ruhestand engagiert sich Pfarrer Christoph Geist in der Werkstattkirche in der Gießener Nordstadt

Die Evangelische Bank (Kassel) hat die Werkstattkirche der Jugendwerkstatt Gießen, eine gemeinnützige Initiative für den strukturschwachen Stadtteil Nordstadt, mit dem 1. Platz des Nachhaltigkeitspreises 2021 gewürdigt. Das Preisgeld des genossenschaftlich organisierten Kreditinstituts beträgt 10.000 Euro.

Die Bank will Projekte unterstützen, die sich dafür engagieren, den Wandel hin zu nachhaltigen und emissionsarmen Lebens- und Wirtschaftsweisen weltweit zu schaffen. Soziale und ökologische Aspekte stehen bei den verschiedenen Angeboten im Vordergrund. Dazu gehören beispielsweise ein Reparatur-Treff, Mittagstisch im food-sharing- und food-saving-Prinzip, die Sammlung von gebrauchtem Hausrat oder Kleidung zum Weiterverschenken bis hin zur Pflanzung von Obstbäumen.

Evangelisches Dekanat Gießen fördert die Werkstattkirche

Einst Versammlungsstätte der freikirchlichen Neuapostolischen Kirche wurde die Werkstattkirche in der Ederstraße von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) für die von der Kirche getragene Arbeit der Jugendwerkstatt Gießen in der Nordstadt erworben. Damaliger Leiter der Jugendwerkstatt war Pfarrer Christoph Geist (73). Seitdem er 2014 in den Ruhestand ging, betreut er ehrenamtlich das Projekt. Unterstützt wird er von Bärbel Weigand. Der Gedanke der Nachhaltigkeit war von Anfang an dabei, erläutert sie. „Nachhaltigkeit ist unser 2. Name. Wir machen in unserer heutigen Wegwerfgesellschaft Wiederverwertung zum Prinzip“. Mittlerweile haben sich über 100 freiwillig engagierte Bürger:innen als sogenannte Mitmach-Menschen der Initiative angeschlossen, um sich für die nachhaltige Entwicklung der Nordstadt einzusetzen. Das Evangelische Dekanat Gießen fördert die Arbeit mit einem jährlichen Beitrag für Personalkosten.

Menschen aus der Nordstadt integrieren

Im Fokus all dieser Bemühungen stehen zuallererst die Menschen der Gießener Nordstadt. Ziel ist es, die Menschen hier, die oft von Einsamkeit betroffen sind, in eine Gemeinschaft zu integrieren und sie aus sozialer Isolation zu befreien: „In der Nordstadt leben viele Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie sind von Armut betroffen. Und damit ist nicht nur Armut finanzieller Art, sondern auch kulturelle, soziale, psychische und physische sowie gesundheitliche Armut gemeint. Hier setzen wir mit unserer Arbeit an und ermöglichen ein nachhaltiges Miteinander durch unsere Mit-mach-Menschen. Denn unser Motto ist: Weil Menschen Menschen brauchen“, sagt Christoph Geist.

Mitmach-Menschen gegen Wegwerf-Mentalität

Eine Grundannahme der Arbeit ist, dass jeder Mensch etwas kann, sagt Geist. „Wir sind und wollen keine soziale Einrichtung sein, in der Menschen Angebote konsumieren. Menschen in unserem Netzwerk entwickeln sich zu „Mitmach-Menschen“.“ Beim Reparatur-Treff beispielsweise bekommen Menschen mit geringem Einkommen   kostenlos Geräte und Gegenstände repariert. Zugleich werden Ressourcen geschont und der „Wegwerf-Mentalität“ etwas entgegengesetzt. „Bei unserem Mittagstisch wird aus abgeschriebenen Lebensmitteln gekocht und so der Vernichtung von verwertbaren Lebensmitteln entgegen gearbeitet. Gleichzeitig bekommen Menschen, die sonst kein warmes und gesundes Mittagessen haben, eine wertvolle Mahlzeit und die fast ebenso wichtige Gemeinschaft am Tisch.“

Mitmach-Menschen

Außerdem sammelt das Team der Werkstattkirche gebrauchte gut erhaltene Möbel, Geräte, Textilien u.a. und gibt sie an bedürftige Menschen weiter. So wird Müll vermieden und der oft sehr schmale Etat der Menschen geschont, an die die Gegenstände weitergegeben werden. „Indem wir ein Hochbeet aus gebrauchten Materialien bauen und darin biologisch Gemüse anbauen, kommen Menschen in den Genuss gesunden Gemüses und der Erde bleibt künstliche Düngung und Pflanzenschutzmittel erspart.“ Das seien nur  einige wenige Beispiele für die gemeinsamen sozialen und ökologischen Aktivitäten der „Mitmach-Menschen“,  so der auch im Ruhestand engagierte Pfarrer.  Und alle, die durch Mitarbeit, Spenden oder regelmäßige Förderung, wie durch das Evangelische Dekanat Gießen, unterstützen, sind daran beteiligt.


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