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Die Glocken des Thomaszentrums

Die Geschichte der Glocken der Thomasgemeinde ist ein besonderes Stück Kirchengeschichte. Schon 1965 beim Bau des Gemeindezentrums gründete die Thomasgemeinde einen Glockenfond und sammelte eifrig für Glocken. Denn neben dem Gemeindezentrum sollte ein besonderer sakraler Kirchenbau mit einem freistehenden Glockenturm entstehen. Doch der Bau dieser eigentlichen Kirche kam nie zustande. Der Gottesdienst wird im Gemeinderaum gefeiert. Erst 1986 wurde ein eigener kleiner Glockenträger mit drei Glocken errichtet.

"Wohin soll man Glocken hängen, wenn kein Turm da ist?", fragte man sich in den 60-er Jahren. Dazu kam, dass diese Zeit, so heißt es von damals, keine glockenfreundlichen Jahre waren. Beinahe hätten sogar Glockengießereien schließen müssen. Erzählt wird, dass damals eine Glocke nur bei Nacht in eine Gemeinde in Kassel geliefert werden konnte, weil man am Tag den lautstarken Protest fürchtete.

Im Vordergrund des Interesses stand damals für viele die Not der "3. Welt", die man in einigen Jahren zu überwinden hoffte. Am 12. Januar 1969 beschloss der Kirchenvorstand der Thomasgemeinde mit Mehrheit, aus dem Glockenfonds einen Betrag von 4.000 Mark für die vom schrecklichen Biafrakrieg betroffenen Menschen in Afrika zu spenden. Diese Entscheidung war sehr umstritten. Freilich wurde nicht der ganze Glockenfonds weggegeben, wie viele meinten.

Die Glockenfrage ließ die Gemeinde nicht ruhen. Als 1984 Ludwig Clotz Pfarrer der Thomasgemeinde  wurde, wurde er gleich in den ersten Wochen mit der Frage konfrontiert: „Können wir nicht endlich Glocken haben?“ Der Kirchenvorstand machte es sich mit dieser Frage nicht leicht. War es nicht 20 Jahre gut gegangen auch ohne Glocken? Der Glockenfonds allerdings war bis dahin durch Zinsen immerhin auf 40.000 Mark angewachsen.

Schließlich entschied der Kirchenvorstand, bei der Glockengießerei Rincker in Sinn (Lahn-Dill-Kreis) Glocken und Glockenturm zu bestellen. Beide mussten allein von der Gemeinde finanziert werden. Die Glocken wurden am 10. Oktober 1986 gegossen - für die dabei Anwesenden ein großes Erlebnis. Der Guss gelang.

Eine erneute Spendenaktion wurde gestartet und die Gemeinde zeigte überraschende Spendenfreudigkeit. Insgesamt kostete das Projekt 100.000 Mark, davon entfiel ein Betrag von 35.000 Mark auf die Glocken. Zur Glockenweihe am 4. Advent 1986 war die Summe allein durch Spenden schon fast zusammengekommen. Die Glocken haben eine hervorragende Qualität - das jedenfalls attestierte nach einer Prüfung der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

 

  • Die große Glocke ist gestimmt auf den Ton „d“, wiegt 205 Kilogramm und hat die Inschrift: "Du bist unsere Zuflucht für und für.“ (Psalm 90)
  • Die mittlere Glocke ist gestimmt auf den Ton „f“ , wiegt 134 Kilogramm und trägt als Inschrift das Bekenntnis des Thomas: "Mein Herr und mein Gott." (Johannesevangelium Kapitel  20, Vers 28)
  • Die kleine Glocke, gestimmt auf den Ton „g“ wiegt 98 kg und trägt als Inschrift die Vaterunserbitte: „Dein Reich komme.“ (Matthäusevangelium Kapitel 6, Vers 10)

Später errichtete die Evangelische Andreasgemeinde Gießen ein Duplikat des Thomas-Glockenturms vor ihrem Gemeindezentrum am Eichendorffring.

LC / mkr

 

 

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